Der deutsche Hersteller von Trucks und Bussen hat ausführliche Ökobilanzierungen seiner Fahrzeuge erstellt und die Ergebnisse in Form von Umweltproduktdeklarationen veröffentlicht. Als Projektpartner sorgte EDAG für die Datensammlung und -analyse sowie die Durchführung des Life Cycle Assessments (LCA). Die daraus resultierenden Environmental Product Declarations (EPD) können dem Hersteller auch wertvolle Hinweise bei der Optimierung der Fahrzeuge sowie der Fertigungsprozesse und -strategien liefern.
Die Frage, wie klimaschädlich oder -freundlich die unterschiedlichen Verkehrsmittel sind, wird gerade heiß diskutiert. Der Beitrag des Umweltbundesamtes zur Ökologischen Bewertung von Verkehrsarten [https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_156-2020_oekologische_bewertung_von_verkehrsarten_0.pdf] kann dazu nur einen groben Überblick liefern. Hier werden beispielsweise Züge und Fernbusse verglichen – die verschiedenen Antriebstechniken von Bussen bleiben außen vor.
Unternehmer und Kommunen, die ihre Reise- oder Linienbusse nicht nur nach rein wirtschaftlichen, sondern auch nach ökologischen Kriterien anschaffen wollen, brauchen deshalb weitergehende Informationen. Manche Städte und Gemeinden haben sich bereits auf freiwilliger Basis zu klimafreundlichen Investitionen verpflichtet. Denkbar ist, dass in Zukunft auch rechtliche Vorgaben den Emissionen einen höheren Stellenwert einräumen.
EPDs für vier Busse
MAN Truck & Bus SE unterstützt die Orientierung an verlässlichen Informationen bezüglich der einzelnen Fahrzeuge und geht mit der Erstellung von Environmental Product Declarations (EPDs) voran. Die hohe Anerkennung der EPDs beruht auf zwei Faktoren: einer standardisierten Erstellung und der Zertifizierung der Ergebnisse durch eine unabhängige Stelle.
Die Standardisierung der EPD ist zum einen in der Norm ISO 14025 festgelegt, zum anderen gibt es für viele Produktgruppen bereits eigene Product Category Rules (PCR), die ein produktspezifisches Rahmenwerk zur Erstellung eines Life Cycle Assessments (LCA) setzen. Im Falle von Reise- und Linienbussen ist dies die PCR 2016:04 Public and private passenger buses and coaches (2.0.1) (valid until 2024-12-04).
Den Auftrag von MAN zur Erstellung mehrerer EPDs für Busse konnte EDAG im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung gewinnen und hat inzwischen bei der Erstellung von insgesamt vier EPDs unterstützt. Die von EDAG erstellte LCA sowie die daraus ermittelten Werte wurden vom IVL Swedish Environmental Research Institute als unabhängigen Zertifizierer geprüft und verifiziert.
Datenerhebung aufwändig
Einen wesentlichen Teil der Aufgabe macht die Datenerhebung aus. Mehrere Standorte sind an der Produktion der Busse beteiligt. Die Koordination der Datensammlung und die nachfolgende Aufbereitung nahmen einen großen Teil des zeitlichen Aufwandes in Anspruch. Teilweise erleichterten die vorhandenen Umweltmanagementsysteme die Datenerfassung, nichtsdestotrotz waren die angelieferten Daten teils in unterschiedlichen Formaten und mussten entsprechend zunächst homogenisiert werden.
An einigen Stellen war es nicht immer möglich auf vollständige Datensätze für die Ökobilanz zurückzugreifen. Ein Beispiel bieten die Reifen: 95 Prozent der verwendeten Materialien ließen sich konkret beziffern – die restlichen fünf Prozent unterliegen dem Geschäftsgeheimnis des Herstellers und konnten daher nur angenähert werden.
Eigene Modellierungen notwendig
Das finale Dokument, die Environmental Product Declaration (EPD), beruht auf den Berechnungen des umfassenden Life Cycle Assessments (LCA). Dieses berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus, vom Abbau und der Verarbeitung von Rohstoffen über die Nutzungsdauer des Produkts bis hin zur Entsorgung. Die Modellierung der Lebenszyklen der Busse und die Berechnung der Ökobilanzindikatoren erfolgte mit Hilfe der Software „LCA for Experts“ (vormals bekannt als „GaBi") von Sphera [https://sphera.com/product-sustainability-software/].
Der gesamte Lebenszyklus fließt in die Betrachtung ein. (Quelle: MAN Truck & Bus SE)
Dafür entwarfen die LCA-ExpertInnen von EDAG eigene Modelle, unter Berücksichtigung der durch die Product Category Rule vorgegebenen Rahmenbedingungen.
Anhand dieses Modells kann nicht nur die Berechnung der klima- und umweltrelevanten Faktoren eines Busses erfolgen, sondern es ermöglicht auch die Aufdeckung von „Hot Spots“. Jene kritischen Punkte, die sich besonders negativ auf die Umweltbilanz auswirken. Dieses Instrument ermöglicht MAN herauszufinden, welche Anteile einen besonders großen CO2-Fußabdruck haben. Anhand der Daten können dann Ziele und Maßnahmen abgeleitet werden, um die Produkte nachhaltiger zu gestalten.
Perspektivisch werden auch die Pkw-Hersteller angehalten, zertifizierte Ökobilanzierungen zu erstellen. Entsprechende Product Category Rules für EPDs im Bereich Pkw sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.
Schon heute zeigt sich, wohin die Entwicklung führen kann. So hat EDAG bereits im vergangenen Jahr für Tier-1-Supplier-Vorprodukte Product Carbon-Footprints (PCF) erstellt, die vom OEM als Auftraggeber gefordert wurden. Auf diese Weise kann der OEM CO2-Fußabrücke/Emissionen kalkulieren und als Basis für Berichterstattungen und für die Verfolgung von Reduktionszielen nutzen.
Erfahrene Unterstützung von außen
Bei der Umweltbilanzierung von Produkten kann EDAG als Partner gleich auf mehreren Ebenen wertvolle Unterstützung bieten. Das erfahrene Team aus LCA-ModelliererInnen erstellt ganzheitliche Umweltbilanzen, die vielseitige Einwirkungen auf Umwelt und Mensch erfassen und über die Erhebung des Treibhauspotenzials weit hinausgehen. Das Team ist vertraut mit Datenerhebung und -analyse, sowie dem Einsatz der benötigten Softwaretools und Datenbanken unter Berücksichtigung der einschlägigen Normen und Regularien.
Zu einer guten Datenbasis kann ein Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001 beitragen. Bei der Implementierung der entsprechenden Prozesse und Systeme – sowohl beim Hersteller als auch seinen Zulieferern – kann der ganzheitliche Engineering-Dienstleister ebenfalls mit erfahrenen ExpertInnen unterstützen.
Des Weiteren können die EDAG-SpezialistInnen ihr Nachhaltigkeits-Knowhow mit dem technischen Wissen aus der Mobilitätsbranche kombinieren und damit direkt nach der Durchführung eines Life Cycle Assessments weiterführende Beratung zur Anpassung und Optimierung des Fahrzeugs anbieten, ohne auf die Dienste von Drittanbieter zurückgreifen zu müssen.
Nicht zuletzt hat EDAG auch SpezialistInnen an Bord, die im Bereich von Fertigungs- und Produktionsprozessen hilfreich zur Seite stehen können. So können aus einer Hand sowohl Fortschritte bei Umweltzielen und Dekarbonisierung als auch bei Effizienzsteigerung und Kostensenkung angegangen werden.
Wenn Sie Fragen zu Umweltbilanzen und Life Cycle Assessments haben, sprechen Sie mit Alexander Erler, Entwicklungsingenieur bei EDAG Engineering. Weitere Informationen rund um die Erstellung und Nutzung von Environmental Product Declarations (EPD) liefert Ihnen das Whitepaper „EPD: Standardisierte Umweltbilanzen für Busse“, das Sie gleich hier herunterladen können.