Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – dieser Satz gilt insbesondere, wenn es um die Sicherheit im Auto geht. Die anatomischen und physiologischen Unterschiede zu Erwachsenen erfordern spezielle Schutzmaßnahmen, um die Verletzungsgefahr bei Verkehrsunfällen auch für Kinder zu minimieren. Der Kopf eines Kindes ist im Verhältnis zum Körper größer und schwerer, während die Nackenmuskulatur und das Skelett noch nicht vollständig entwickelt sind. Dies erhöht das Risiko für schwere Verletzungen, insbesondere bei einem Aufprall. Aufgrund dieser Gegebenheiten sitzen Kleinkinder in rückwärtsgerichteten Kindersitzen, während ältere Kinder vorwärtsgerichtete Systeme nutzen, um ihnen bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.
Die Entwicklung der Proportionen zeigt, wie sich die Kopfgröße im Verhältnis zum Körper von Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis 17 Jahren verändert.
Auch die inneren Organe sind aufgrund der weicheren Struktur des Brustkorbs weniger geschützt und damit anfälliger für Verletzungen. Neben den anatomischen Aspekten kommt hinzu, dass Kinder ihren Kopf sinnbildlich ganz woanders haben, nicht permanent auf die Straße blicken und damit auf einen Unfall nicht vorbereitet sind.
Kinder sind im Auto oft unvorbereitet auf Unfälle, was das Risiko für Verletzungen erhöht.
Entscheidend ist, dass Kinder weniger widerstandsfähig sind als Erwachsene, weswegen sie nicht den gleichen Beschleunigungen ausgesetzt werden dürfen. Diese Aspekte verdeutlichen die Notwendigkeit, besondere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Kindersitze sind daher speziell entwickelt worden, um diesen Anforderungen gerecht zu werden und den kleinen Passagieren bestmöglichen Schutz zu bieten.
Für Autohersteller stellt dies eine große Herausforderung dar, da es zahlreiche Kindersitze auf dem Markt gibt und sowohl gesetzliche Vorgaben als auch die Bewertungen im Euro-NCAP-Test den Erfolg eines Fahrzeugs maßgeblich beeinflussen. EDAG unterstützt OEMs mit innovativen 3D-Scans, Simulationen und statischen Einbauuntersuchungen, um Entwicklungskosten auch bei höchsten Sicherheitsanforderungen niedrig zu halten.
Die Grundlage für die Sicherheit von Kindern bildet eine durchdachte und umfassende Gestaltung des Fahrzeugs. Befindet sich beispielsweise die Fondtür oder der Dachrahmen zu nah am Kindersitz, kann bei einem Seitenaufprall das Kind verletzt werden. Harte Konturen des Vordersitzes dürfen nicht zu nah am Kind sein, um Kopfverletzungen bei einem Aufprall zu vermeiden. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Rückhaltesysteme des Fahrzeugs auch für die spezifischen Anforderungen von Kindern auszulegen. Zudem müssen die gesetzlich geltenden Vorgaben der Kindersicherheit, die sich stetig erweitern, eingehalten werden.
RATINGS UND GESETZLICHE VORGABEN
Die Bedeutung der Kindersicherheit im Auto kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sind auch Sicherheitsbewertungen von renommierten Institutionen wie Euro NCAP von entscheidender Bedeutung. Schlechte Einstufungen können die Absatzzahlen erheblich beeinträchtigen. Daher ist es für Hersteller entscheidend, nicht nur die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, sondern auch in unabhängigen Sicherheitstests hervorragende Bewertungen zu erzielen.
Euro NCAP verwendet für seine Tests Kinderdummies, die Kindern im Alter von 6 und 10 Jahren entsprechen. Kindersitze aus der sogenannten Top-Pick-List, die 10 repräsentative Modelle umfasst, werden dabei zufällig ausgewählt. OEMs müssen sicherstellen, dass alle Kindersitze optimal auf die Rücksitze des Fahrzeugs passen und maximale Sicherheit bieten. Die Überprüfung erfolgt sowohl an Prototypen als auch anhand von CAD-Daten. Um eine herausragende NCAP-Bewertung erzielen zu können, bieten wir ein umfassendes Leistungsspektrum, das gezielt auf die Erfüllung aller Anforderungen ausgelegt ist.
Einbauuntersuchung von a) Prüfkörpern nach UNECE-R16 und b) Kindersitzen der Top-Pick List für Ratings
UNSERE LEISTUNGEN IM ÜBERBLICK
Statische Kindersicherheit
- Einbauuntersuchungen mit Gesetzes-Prüfkörpern und Kindersitzen der Top-Pick-List von Euro NCAP:
- Bestimmung der Sitzposition mittels eigenem H-Punkt-Manikin (HPMtea) auch für „autonome“ Sitzpositionen
- Virtuell, basierend auf CAD-Daten oder in Hardware direkt am Prototypen oder Fahrzeug
- Zur Absicherung von vorwärts- und rückwärtsgerichteten Kindersitzen
- Digitale Erfassung des Innenraums inklusive Prüfkörper mittels 3D-Scan:
- Rückführung der erfassten Hardware-Daten in gängige CAD-Systeme
- Detaillierte Analyse und Optimierung der Sitz- und Sicherheitspositionen
- Gesetzeskonforme Gestaltung und Positionierung von ISOFIX-Bügeln und Top-Tether-Verankerungen:
- Auslegung und Steifigkeitsberechnung, um höchste Sicherheitsstandards zu gewährleisten
- Prüfung der Abstände zu peripheren Bauteilen:
- Abstände zu Bauteilen wie Türverkleidungen und Kopfstützen
- Entwicklung von Vorschlägen zur Optimierung der Sicherheit und Ergonomie
- Unterstützung bei der Ausarbeitung von Maßnahmen für Fahrzeugbaureihen:
- Konsistente und effiziente Sicherheitslösungen für Fahrzeugbaureihen mit identischen Komponenten
Dynamische Kindersicherheit
- Berechnungen zum Insassenschutz und Auslegung der Rückhaltesysteme anhand von CAE-Daten:
- Detaillierte Berechnungen zur Optimierung der Sicherheitssysteme
- Crashversuche:
- Planung, Durchführung und Auswertung der Daten von Schlitten- sowie Gesamtfahrzeugversuchen
- Detaillierte Datenanalyse:
- Transfer der Crashdaten in gängige Berechnungsprogramme
- Entwicklung von Optimierungsvorschlägen basierend auf einer tiefgehenden Datenanalyse
- Optimale NCAP-Crashperformance:
- Unsere Maßnahmen stellen sicher, dass unsere Kunden eine hervorragende Crashperformance für alle von Euro NCAP getesteten Kindersitze erreichen
Im Verbund-Forschungsvorhaben „RegScha“ wurde eine Sitzschale für Auto-Kindersitze entwickelt, die nicht nur den Sicherheitsstandards entspricht, sondern auch aus nachhaltigen Materialien besteht. Lesen Sie hierzu mehr im Use Case Regenerative Sitzschale: „RegScha“. Nach der Erstentwicklung stellten sich spezifische Herausforderungen in der Verarbeitung der Bio-Polymermatrix, die durch technische Optimierungen und enge Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen überwunden wurden. Diese Weiterentwicklung zielt darauf ab, die Effizienz der Materialverarbeitung und die Produktleistung zu verbessern. Die Forschung wird in Kooperation mit Industriepartnern fortgesetzt, um sowohl die Sicherheit als auch die ökologische Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien weiter zu steigern.
Was kommt als nächstes?
Durch den Einsatz neuer Technologien und die Erweiterung bestehender Systeme kann die Kindersicherheit im Auto deutlich verbessert werden. Occupant Monitoring ermöglicht bereits heute die Überwachung des Fahrverhaltens und der Müdigkeit des Fahrers und wird künftig genutzt werden, um die genaue Position oder Aktivität des Kindes zu bestimmen. Moderne Autositze verfügen über Gewichtssensoren, die einen installierten Kindersitz erkennen können und in solchen Fällen den Beifahrerairbag automatisch deaktivieren. Mithilfe intelligenter Sensoren und Kameras wird es in Zukunft möglich sein, zu überwachen, ob sich ein Kind im Fahrzeug befindet (Child Presence Detection), um zu verhindern, dass Kinder im Auto vergessen werden. Darüber hinaus könnten Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) direkt mit den Kindersicherheitssystemen verknüpft werden, um bei drohenden Unfällen neuartige Sicherheitssysteme im Kindersitz und Rückhaltesysteme automatisch zu aktivieren oder zu deaktivieren. Systeme wie Brems- und Spurhalteassistenten tragen bereits erheblich zur Vermeidung von Unfällen bei. Zudem sind bereits Kindersitze mit integrierten Airbags erhältlich, die zusätzlichen Schutz für den Kopf- und Nackenbereich des Kindes bieten und die bei einem Unfall auf das Kind einwirkenden Kräfte weiter reduzieren.
Ein Kind in einem zukünftigen Kindersitz, umgeben von fortschrittlichen Sicherheitssystemen, die sowohl die Position als auch das Wohlbefinden überwachen.
Diese Entwicklungen unterstreichen, wie moderne Technologien die Kindersicherheit kontinuierlich verbessern. Um mit diesen Fortschritten mitzuhalten und höchste Standards der Kindersicherheit zu gewährleisten, ist EDAG ihr optimaler Partner. Wir unterstützen Sie mit unserer Expertise und der notwendigen Ausrüstung, weil Kinder nicht einfach nur kleine Erwachsene sind.
WEITERE INFORMATIONEN UND DOWNLOADS
Benötigen Sie Unterstützung bei der Optimierung der Kindersicherheit in Fahrzeugen? Unser Teamleiter Fahrzeugsicherheit, Ingo Jatzek, bespricht mit Ihnen gerne alle offenen Fragen und zeigt Ihnen die Vorteile, die eine Hardwareerprobung und Berechnung aus einer Hand bringen. Schreiben Sie uns einfach an unter kisi@edag.com.
Wenn Sie sich dafür interessieren, welche Kindersitze und Prüfkörper bei den Tests zum Einsatz kommen, dann laden Sie sich unsere Übersicht „Portfolio an Kindersitzen und Prüfkörpern“ herunter. Sie vermittelt einen umfassenden Überblick über die vielen Aspekte, die bei der Entwicklung der Sicherheitssysteme in Fahrzeugen zu berücksichtigen sind.