Zu den wichtigsten Kriterien beim Autokauf in Deutschland gehören weniger innovative Technik oder das Styling, sondern eher Zuverlässigkeit und vor allem Sicherheit. Dies gilt insbesondere auch für die zweite Reihe im Fahrzeug, in der häufig Kinder sitzen. Für Autohersteller ist das eine besondere Herausforderung, da es viele verschiedene Kindersitze auf dem Markt gibt und neben gesetzlichen Vorgaben auch die Bewertungen des Euro-NCAP-Tests über den Erfolg eines neuen Fahrzeugs mitentscheiden. EDAG unterstützt OEMs hierbei mit innovativen 3D-Scans und Simulationen, um die Entwicklungskosten auch bei höchsten Sicherheitsanforderungen niedrig zu halten.
Unfälle kommen plötzlich, besonders für kleine Kinder, die den Kopf sinnbildlich ganz woanders haben und nicht permanent auf die Straße blicken. Der Kindersitz sorgt für zusätzliche Sicherheit: Er unterstützt die kindgerechte Anatomie, positioniert den Gurt an die richtige Stelle, sorgt aber auch im Kopfbereich für zusätzlichen Schutz bei Unfällen von der Seite.
Quelle: Autokauf - Wichtigste Kaufkriterien in Deutschland 2020 | Statista
Doch auch das Auto muss entsprechend gestaltet sein, damit der vollständige Schutz gesichert ist. Ist beispielsweise die Fondtür oder der Dachrahmen zu nah am Kindersitz, kann bei einer Kollision von der Seite („Seitenlastfall“) das Kind verletzt werden. Auch dürfen harte Konturen des Vordersitzes nicht zu nah am Kind sein, damit es bei einem Aufprall nicht mit dem Kopf aufschlägt. Kinder sind nicht so widerstandfähig wie Erwachsene, deshalb dürfen sie nicht den gleichen Beschleunigungen ausgesetzt werden. Es ist auch eine besondere Herausforderung, Kinderrückhaltesysteme für einen größeren Alters- und Gewichtsbereich zu konzipieren, da Kinder relativ schnell aus ihren Systemen „herauswachsen“. Auch aus diesen Gründen wurden die gesetzlichen Vorgaben in den letzten Jahren schrittweise verändert und verschärft.
Ratings und gesetzliche Vorgaben
Da Autokäufer in Deutschland besonders auf die Sicherheit achten, sind neben der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben vor allem auch die Sicherheitsbewertungen von renommierten Institutionen wie Euro NCAP von Bedeutung. Schlechte Einstufungen führen fast zwangsweise zu geringeren Absatzzahlen.
Euro NCAP benutzt für seine Tests Kinderdummies, die Kindern im Alter von 6 und 10 Jahren entsprechen. Dabei kommen Kindersitze aus der sogenannten Top-Pick-List zum Einsatz. Sie enthält 10 repräsentative Kindersitze. Euro NCAP wählt die Sitze für die Crash-Tests zufällig aus. OEMs müssen daher dafür sorgen, dass alle Kindersitze optimal auf die Rücksitze des Fahrzeugs passen und maximale Sicherheit bieten.
Für die Prüfung, ob alle Kindersitze einbaubar sind und genügend Platz haben, kommen gesetzliche Prüfkörper zum Einsatz, die den entsprechenden Raum einnehmen, der für die Kindersitze zur Verfügung stehen muss. Dies kann in der Realität an einem Prototyp oder auch anhand der CAD-Daten erfolgen.
Ein Prüfkörper nimmt den Raum ein, der für den Kindersitz und das Kind zur Verfügung stehen muss.
Unterstützung bei der Automobil-Entwicklung
Die besonderen Herausforderungen bei der Entwicklung der Rückhaltesysteme, ist das Einbeziehen aller Schnittstellenbereiche wie etwa Türverkleidungsentwicklung, Kopfstützen und die gesetzeskonforme Gestaltung und Positionierung von ISOFIX-Bügeln sowie Top-Tether-Verankerungen. Dies muss oft in Entwicklungsphasen erfolgen, in denen ein Prototyp des Fahrzeugs noch nicht oder nur kurzzeitig zur Verfügung steht und sich die Entwicklung auf CAD-Daten stützt.
EDAG unterstützt OEMs bei der Entwicklung der Rückhaltesysteme mit innovativen 3D-Scans, der den tatsächlichen Innenraum eines Prototyps vollumfänglich erfasst und für spätere Abgleiche in das CAD-System überführt. Damit sind virtuelle Einbauuntersuchungen möglich, auch wenn ein Testfahrzeug nicht zur Verfügung steht.
Unsere Leistungen im Überblick
Statische Kindersicherheit- Einbauuntersuchungen mit Gesetzes-Prüfkörpern und ausgewählten Kindersitzen der Top-Pick-List von Euro NCAP. Diese Untersuchungen können sowohl virtuell basierend auf CAD-Daten als auch in Prototypen erfolgen. Dabei kommen verschiedene Prüfkörper zum Einsatz.
- Erfassung des Innenraums inklusive Prüfkörper mittels 3D-Scan und Rückführung der erfassten Hardware-Daten in gängige CAD-Systeme für eine virtuelle Einbauuntersuchung.
- Gesetzeskonforme Gestaltung und Positionierung von ISOFIX-Bügeln und Top-Tether-Verankerungen inklusive der passenden Auslegung und Steifigkeitsberechnung.
- Prüfung der Abstände zu peripheren Bauteilen wie Türverkleidungen und Kopfstützen und Entwicklung von Vorschlägen zur Optimierung der Sicherheit.
- Unterstützung bei der Ausarbeitung von Maßnahmen für Fahrzeugbaureihen, die identische Komponenten (wie etwa Türverkleidungen) einsetzen.
- Berechnungen zum Insassenschutz und Auslegung der Rückhaltesysteme anhand von CAE-Daten.
- Crashversuche: Wir übernehmen die Planung, Durchführung und Auswertung der Crashdaten von Schlitten- sowie Gesamtfahrzeug-Crashversuchen.
- Zur Auswertung werden die Crashdaten in gängige Berechnungsprogramme transferiert und zur Entwicklung von Optimierungsvorschläge und -maßnahmen herangezogen.
- Unsere Kunden stellen mit unseren Maßnahmen eine optimale NCAP-Crashperformance für alle Kindersitze sicher, die von Euro NCAP eingesetzt werden.

Neben den Prüfkörper können wir bei EDAG auch alle gängigen Kindersitze der Top-Pick-List von Euro NCAP einbauen und prüfen. Zudem haben wir im Verbund-Forschungsvorhaben „RegScha“ eine Sitzschale für einen Auto-Kindersitz in Composite-Bauweise entwickelt, die den hohen Struktur- und Sicherheitsanforderungen gerecht wird. Lesen Sie hierzu mehr im Use Case Regenerative Sitzschale: „RegScha“.
Weitere Informationen und Downloads
Benötigen Sie Unterstützung bei der Optimierung der Kindersicherheit in Fahrzeugen? Unser Teamleiter Fahrzeugsicherheit, Ingo Jatzek, bespricht mit Ihnen gerne alle offenen Fragen und zeigt Ihnen die Vorteile, die eine Hardwareerprobung und Berechnung aus einer Hand bringen. Schreiben Sie uns einfach an unter kisi@edag.com.
Wenn Sie sich dafür interessieren, welche Prüfkörper, Prüfmittelsysteme und Kindersitze bei den Tests und Optimierungsberechnungen zum Einsatz kommen, dann laden Sie sich unsere neue Übersicht „Prüfmittel und Kindersitze“ herunter. Sie vermittelt einen umfassenden Überblick über die vielen Aspekte, die bei der Entwicklung der Sicherheitssysteme in Fahrzeugen zu berücksichtigen sind.