Eines der größten Probleme des Gesundheitswesens: Personal ist chronisch knapp und überlastet, weil viele Prozesse nicht effizient sind. Die Digitalisierung kann dazu beitragen, unnötige Arbeitsschritte zu vermeiden. Doch digital ist nicht gleich digital. Nur wenn Geräte und Applikationen auf allen Ebenen nahtlos miteinander kommunizieren können, können die Effizienzpotenziale tatsächlich gehoben werden. Das Ziel ist deshalb, im gesamten Gesundheitswesen eine integrierte Infrastruktur zu schaffen – ein medizinisches Ökosystem. Doch was wird benötigt, um dieser Vision zur Realisierung zu verhelfen?
Zehntausende Stellen im Gesundheitswesen blieben in den vergangenen Jahren unbesetzt, und bis 2040 müsste der Personalbestand um eine Million Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt werden, so der Sachverständigenrat „Gesundheit und Pflege“.
Die Gesundheitseinrichtungen stecken derzeit in einem Teufelskreis: Bürokratie und wenig effiziente Prozesse führen zu Mehrarbeit, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind überlastet und kündigen. Nicht selten suchen sie sich dann eine Tätigkeit außerhalb des Gesundheitsbereichs. Offene Stellen können nur schwer wieder besetzt werden, bis dahin muss das verbliebene Personal die Lücke mit noch mehr Überstunden füllen. Das macht das Berufsfeld für den Nachwuchs unattraktiv, der Mangel verstetigt sich. Währenddessen führt die demografische Entwicklung zu einer alternden Bevölkerung, die mehr und mehr ärztliche Leistungen und Pflegeservices benötigt, für die zusätzliches Personal benötigt wird – der Teufelskreis schließt sich.
Auf der Suche nach Möglichkeiten, das Personal zu entlasten, werden zum einen immer wieder bürokratische Tätigkeiten, wie etwa Dokumentationspflichten, genannt. Ein wesentlich größeres Potenzial steckt jedoch in der Digitalisierung der Prozesse rund um Patienten und zu pflegenden Menschen. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, doppelte Arbeiten zu vermeiden oder Teilprozesse zu automatisieren. Quasi als „Nebeneffekt“ könnte dadurch die Qualität der Versorgung verbessert werden, die Behandlungszeiten gesenkt und damit erhebliche Kosten im Gesundheitssystem gespart werden.
Medical Ecosystem in Aktion
Es fehlt allerdings noch an den technischen Voraussetzungen, um diese Effizienzpotenziale heben zu können. Zwar schreitet die Digitalisierung des Gesundheitswesens inzwischen voran, doch bis ein umfassendes „Medizinisches Ökosystem“ Realität wird, sind noch einige Schritte zu gehen. Was dann möglich ist, zeigt dieses Beispiel:
- Ein tragbares Gerät („Wearable“) misst kontinuierlich Herz- bzw. Vitaldaten;
- Eine Embedded Software analysiert die Daten und sendet kritische Werte in die Cloud;
- Ein Cloud-Dienst erkennt Anomalien in den Werten und benachrichtigt automatisiert medizinisches Personal;
- Medizinisches bzw. pflegendes Personal erhält personalisierte Handlungsempfehlungen via Dashboard;
- Patient und pflegende Angehörige sehen den Verlauf der gemessenen Vitaldaten sowie daraus abgeleitete Empfehlungen in einer App;
- Durch Einhaltung regulatorischer Vorgaben werden Sicherheit und Datenschutz über alle Ebenen der Gesundheitsversorgung sichergestellt.
Auf Prozessebene übertragen, stellen sich die Abläufe wie folgt dar:
Hürden auf dem Weg zum Ziel
Trotz dieser unbestreitbaren Vorteile stehen sowohl die Hersteller von medizinischen Geräten und Anwendungen als auch deren Kunden – wie Kliniken, Praxen oder Pflegeheimen – oft noch am Anfang der Integration dieser Technologien. Umso wichtiger ist es, Entscheidungen zu Investitionen und eigenen Entwicklungen unter dem Aspekt der Zukunftsfähigkeit solcher Lösungen zu treffen.
Auf Herstellerseite scheitern Projekte gelegentlich an technischen oder regulatorischen Hürden. Werden die Potenziale der Digitalisierung bei der Produktentwicklung nicht ausgeschöpft, leidet die Wettbewerbsfähigkeit. Oder die Geräte fallen aufgrund geringer Nutzerakzeptanz bei Klinik-, Pflege- oder Sanitätspersonal durch. Müssen Interoperabilität oder Benutzerschnittstelle bzw. Oberfläche nachträglich überarbeitet werden, drohen hohe Entwicklungskosten für ein Redesign.
Ähnlich sieht es bei den Abnehmern aus: Wer beispielsweise der Vernetzung eine Absage erteilt, oder auf proprietäre Standards setzt, die einen problemlosen Datenaustausch lediglich innerhalb der Plattform eines einzelnen Herstellers zulassen, oder Effizienzpotenziale verschenkt, weil die Bedienung kompliziert und fehleranfällig ist, belastet sein Personal unnötig – mit den negativen Folgen für Personalgewinnung bzw. -bindung – und fällt bei Servicequalität und -geschwindigkeit gegenüber Mitbewerbern zurück. Unter Umständen müssen dann Geräte vor dem geplanten Ende der Lebensdauer mit hohem Investitionsaufwand ersetzt werden.
Voraussetzungen des Medizinischen Ökosystem
Um die Digitalisierung im Gesundheitswesen gewinnbringend einsetzen und das Personal von unnötigen Aufgaben entlasten zu können, bedarf es jedoch einiger grundlegender Voraussetzungen.
Eine zentrale Bedingung ist ein automatisierter Datenfluss – teils in Echtzeit –, unter Wahrung von Privatsphäre und datenrechtlicher Selbstbestimmung. Darüber hinaus müssen Anforderungen aus IT-Sicherheit (Cybersecurity), funktionaler Sicherheit (Safety) und regulatorischen Vorgaben, wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), EU-Medizinprodukteverordnung (MDR), von Anfang an Teil der Entwicklung sein.
Desweiteren muss die „Anwendbarkeit“ – also die Entwicklung der UX-/UI-Konzepte (User Experience/User Interface) hohe Priorität genießen, auch hier wieder mit einem Fokus auf den erhöhten Sicherheitsbedarf. Dies betrifft sowohl die Bedienung von Hardware als auch Software. Geräte oder medizinische Anwendungen, die zu kompliziert in der Benutzung.
Darüber hinaus ergeben sich mit Blick auf die Breite und Tiefe eines Medical Ecosystem für jedes medizinische Gerät und jede Software-Anwendung für das Healthcare-Umfeld weitere Anforderungen, die in der Entwicklung berücksichtigt werden müssen. Jedoch fehlt es Herstellern zum Teil an Wissen oder Erfahrung, um diese umzusetzen. Aspekte sind beispielsweise:
- Embedded Systeme in sicherheitskritischen Umgebungen,
- das komplexe Zusammenspiel von Hardware und Software,
- Sensorik und Bedienoberfläche (User Experience/User Interface, UX/UI) sowie
- Human-Machine-Interaction in medizinischen Anwendungen.
Wege aus dem Dilemma
Viele Unternehmen sind daher auf der Suche nach externer Unterstützung. Doch auch hier ist es nicht einfach, geeignete Partner zu finden. Wer jeweils themenspezifisch mit externen Beratern und Dienstleistern zusammenarbeitet, stößt angesichts der vielfältigen Anforderungen schnell an die Grenzen von Managebarkeit und effizienter Kommunikation.
Sucht man dagegen nach Partnern, die „alles aus einer Hand“ bieten, wird das Feld schon enger. Solche Dienstleister benötigen ein breites Kompetenz- und Erfahrungsspektrum: Unter anderem in Digitaltechnologien, dann in medizinischem Domänenwissen, in Safety und Security und nicht zuletzt in regulatorischen Belangen. Ein solcher Partner ist die EDAG Engineering Group (EDAG), die sich als technischer Dienstleister für unterschiedliche Branchen bewährt hat und auch im Gesundheitswesen tätig ist.
Unter dem Dach der EDAG sind zahlreiche Abteilungen versammelt, die jeweils spezifische Fertigkeiten einbringen, so dass in Projekten alle benötigten Kompetenzen bereitstehen. Dies trägt auch zu schnelleren und effizienteren Entwicklungsprozessen bei, da die Kommunikation – inklusive der Bereitstellung von Daten – zwischen den Abteilungen einfacher möglich ist als zwischen externen Partnern.
Doch auch Kunden, die in medizinische Geräte und Systeme investieren, können bei der EDAG Group Unterstützung finden, beispielsweise in der Evaluierung von Lösungsangeboten, der Implementierung vernetzter Anwendungen oder der Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ebenso in der Konzeption eines solchen Transformationsprojektes oder über ein Projektmanagement, bei dem EDAG die Rolle des Generalunternehmers übernimmt.
Entwickeln Sie medizinische Geräte und wollen sichergehen, dass Sie zukunftsfähig und wettbewerbsfähige Lösungen anbieten, die sich an realen alltäglichen Bedarfen orientieren? Oder stehen Sie vor Investitionen in Ihre Infrastruktur und benötigen Unterstützung bei der Erstellung eines Lastenheftes oder der Evaluierung passender Lösungen? Dann sprechen Sie mit Sinem Atilgan, Specialist Consultant für Digitale Transformation, Tobias Schunk, Projektmanager Software & Digitalisation oder Peter Weismüller, Business Development Medical Devices bei EDAG. Und laden Sie sich gleich hier unser Whitepaper „Vom Medizingeräte-Park zum Medical Ecosystem“ herunter, das Ihnen weitere Details für Schritte in eine zukunftsfähige Entwicklung weist.