Sogenannte „Starkregen-Ereignisse“ treten in Folge des Klimawandels immer häufiger auf und richten immer größere Schäden an. Um Leib und Leben, Eigentum und Infrastruktur von Städten und Gemeinden zu schützen bedarf es daher zusätzlicher Anstrengungen. Das Starkregen Frühalarmsystem kann entscheidend dazu beitragen, die Schäden zu minimieren.
Am 19. Mai 2022 traf sich der Gemeinderat von Mundelsheim im Sitzungssaal des historischen Bürgerhauses. Das Gremium begann um 19.00 Uhr mit seinen Beratungen, während draußen ein Hagelgewitter aufzog. Wie sich die Lage im Ort entwickelte, bekam drinnen niemand mit, bis ein aufgeregter Bürger in die Sitzung platzte mit der Nachricht: „Das ganze Dorf säuft ab!“. Als die Gemeinderäte daraufhin vor die Tür traten, wälzte sich bereits eine braune Brühe mitten durch den Ort.
Kleinräumige Unwetter wie dieses oder gar Superzellen sind inzwischen keine Einzelfälle mehr. So kamen etwa 2016 in den Gemeinden Braunsbach und Simbach insgesamt elf Menschen ums Leben. Im Sommer 2021 tobte über Oberdorfen im oberbayerischen Landkreis Erding ein heftiges Gewitter – 50 Liter Regen pro Quadratmeter genügten, um eine ganze Siedlung zu überschwemmen und die Häuser vorübergehend unbewohnbar zu machen. Und auch „Jahrhunderthochwasser“ treten im Abstand von wenigen Jahren auf, wie die mehrfachen Überschwemmungen von Orten wie Grimma (Mulde), Dresden (Elbe) und Deggendorf (Donau) belegen. Auch immer wieder Fluß-Städte wie Köln (Rhein) oder Passau (Donau, Inn und Ilz) sind regelmäßig betroffen.
Hoher Handlungsdruck vor Ort
Allein mit verbesserten Wettervorhersagen ist es hier nicht getan. In einer Attributionsstudie, die nach der Ahrtal-Katastrophe erstellt wurde, fordert Hayley Fowler, Professor für Klimafolgen an der Newcastle University, parallele Maßnahmen. Neben dem schnellstmöglichen Einsparen von Treibhausemissionen, um den Trend abzuschwächen, mahnt er Verbesserungen bei Warnsystemen und dem Katastrophenmanagement an, daneben müsse auch die Infrastruktur „klimaresilient“ gemacht werden. Sein Kollege Dr. Frank Kreienkamp, Leiter des Regionalen Klimabüros Potsdam beim Deutschen Wetterdienst, weist in der gleichen Studie darauf hin, dass lokale und nationale Behörden sich der wachsenden Risiken durch Starkregen stärker bewusst werden müssten.
Denn häufig liegt der Fokus auf Hochwasser und dem Gewässermanagement, der Blick auf die Folgen von Starkregen fehlt. Der verwandelt nicht nur „unverdächtige“ Wasserläufe, sondern auch Feldwege und Straßen in reißende Bäche. Solche Risiken müssen jedoch viel stärker betrachtet werden, um überhaupt der sich verändernden Gefahrenlage mit adäquaten Maßnahmen begegnen zu können. Hier gilt es insbesondere, Zeit zu gewinnen: Die Gefahrenlage frühzeitig zu erkennen, rechtzeitig zu alarmieren und so Vorbereitungen der Rettungskräfte und zum Eigenschutz zu ermöglichen.
FAS – der Weg aus dem Dilemma
Genau an dieser Stelle setzt das Smart City Team der EDAG Production Solutions (EDAG PS) an.
Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Spekter aus Herzogenaurach vertreibt EDAG PS dessen Starkregen Frühalarmsystem (FAS). Das Environment-Tech-Unternehmen mit Fokus auf Starkregen-Risikomanagement hat ein umfassendes, mehrstufiges Konzept entwickelt, um Starkregengefahren frühzeitig zu erkennen und Behörden, Einsatzkräfte sowie die Bevölkerung zu alarmieren.
In einem ersten Schritt wird eine Gefährdungsanalyse für das abzusichernde Gebiet erstellt. In 2D- und 3D-Simulationsverfahren werden unterschiedlich starke Regenereignisse betrachtet und geprüft, wie sich im jeweiligen Fall die Abflussverhältnisse entwickeln. Anhand solcher Karten können bauliche Maßnahmen und Szenarien für das Krisenmanagement entwickelt werden.
Das Starkregen Frühalarmsystem baut zum einen auf Sensoren, die Pegel kleiner und großer Gewässer sowie neuralgischer Stellen im Kanalsystem live erfassen. Ergänzt werden die erhobenen Werte um Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sowie des Hochwassernachrichtendienstes (HND). Die so gewonnenen Informationen über das aktuelle und das zu erwartende Wettergeschehen werden in Echtzeit ausgewertet. Beim Erreichen kritischer Werte erfolgt die Alarmierung von Bürgerinnen und Bürgern sowie der Verantwortlichen bei Kommunen und Rettungskräften.
Leuchtturmprojekt im Landkreis Fulda
Das FAS ist bereits in etlichen Gemeinden und Städten in unterschiedlichen Ausbaustufen in Betrieb. Derzeit wird im hessischen Landkreis Fulda das mehrstufige Projekt „eRisikomanagement Starkregen Frühalarmsystem“ ausgerollt. Zunächst auf die vier Pilot-Kommunen Eichenzell, Ebersburg, Burghaun und Neuhof beschränkt, soll es bis Ende 2023 sämtlichen 19 Städte und Gemeinden zur Verfügung stehen. Dass die FAS-Lösung sich über einen kompletten Landkreis erstreckt, stellt auch für den Hersteller des Systems eine neue Dimension in der Projektgröße dar. Erst die Zusammenarbeit mit EDAG PS als Implementierungspartner machte eine solche Skalierung möglich.
EDAG PS hat die Projektleitung für den FAS-Roll-out als Generalunternehmer übernommen und ist dementsprechend erster Ansprechpartner für die Kunden, beispielsweise bei der Implementierung der Sensoren in Absprache mit den Kommunen und deren Bauhöfen. 200 Sensoren in Abwasserkanälen, an Brücken, öffentlichen Gebäuden und an Gewässern werden bis Ende 2023 installiert. Die Sensoren arbeiten komplett automatisiert und messen unter anderem Niederschlagsmengen, Gewässerpegel und Abflussverhalten.
Darüber hinaus hat EDAG PS mit der digitalen Starkregen-Beteiligungsplattform einen wichtigen Projektbestandteil entwickelt. Die interaktive Website ermöglicht es Bewohnerinnen und Bewohner im gesamten Landkreis Fulda, bereits eingetretene Gefahrensituationen zu melden. Auf diese Weise werden die Informationen der verbauten Sensoren weiter ergänzt.
Projekte werden von Bund und Ländern gefördert
Dass Starkregenereignisse häufig unterschätzt wurden, diese aber zugleich im Rahmen des Klimawandels voraussichtlich häufiger und mit größerer Zerstörungsgewalt auftreten werden, hat auch den Bund und die Länder alarmiert. So wurden eine ganze Reihe von Förderprogrammen ins Leben gerufen, um schnell Abhilfe zu schaffen. Das Projekt im Kreis Fulda wird beispielsweise vom Land im Rahmen des Programms „Starke Heimat Hessen“ mit 830.000 Euro gefördert.
Ein wichtiger Aspekt der Kundenbetreuung stellt bei EDAG PS deshalb auch die Beratung hinsichtlich möglicher finanzieller Unterstützung dar. Die Experten kennen die verschiedenen Fördertöpfe, die den Kommunen helfen, solche Projekte in Angriff zu nehmen. Schließlich hat man bei EDAG PS bereits umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Seit fünf Jahren betreut man im Rahmen des Smart-City-Ansatzes des Unternehmens solche Ansätze und kann auf viele zufriedene Kunden verweisen.
Wollen auch Sie Ihre Kommune besser vor den Folgen von Starkregen schützen? Bei Fragen zum Projekt „Starkregen Frühalarmsystem“ in Fulda oder zur FAS-Lösung von Spekter steht Ihnen Karina Schäfer Rede und Antwort. Der Business Development Manager Smart City bei EDAG PS hat schon einige erfolgreiche Projekte mit dem Starkregen Frühalarmsystem betreut. Oder laden Sie sich unser Whitepaper „So können Kommunen den Naturgewalten trotzen“ mit weiteren Details hier herunter.