Wenn künftig die Straßen wieder mehr den Menschen und weniger den Autos gehören sollen, müssen neue Wege gefunden werden, die Suche nach freien Stellplätzen zu vereinfachen. Ideal wäre es, wenn auch noch gleich ein Ladepunkt im Parkhaus verfügbar wäre. Das Projekt iLaPark will genau diese Verbindung auf Basis digitaler Technologien vorantreiben. Schon heute verbringt laut Statista der deutsche Autofahrer durchschnittlich 41 Stunden jährlich mit der Parkplatzsuche – unnötig vergeudete Zeit und Energie, die Kosten von 40 Mrd. Euro nach sich ziehen. Am liebsten stellen Fahrerinnen und Fahrer ihren fahrbaren Untersatz am Straßenrand oder auf Parkplätzen ab. Parkhäuser sind dagegen weniger gefragt. Wenig Komfort und mangelnde Kostentransparenz werden häufig als Ursache genannt. Und nicht zuletzt kann man sich nicht sicher sein, ob überhaupt noch freie Plätze zu finden sind, wenn man eines der Häuser gezielt anfährt.
Mit der Elektrifizierung der Antriebe kommt nun noch ein zweiter Faktor hinzu: Wo gibt es eine freie, passende und funktionierende Ladesäule? Könnte man nicht parken und laden miteinander verbinden? Discounter und Einkaufszentren vor den Toren der Stadt machen es bereits vor – wenn sich Parkhäuser diesem Wettbewerb stellen, könnte dies ein kleiner Beitrag zum Erhalt belebter Innenstädte sein. Das Projekt iLaPark – Intelligentes Laden und Parken in Parkhäusern – setzt hier an, um eine Lösung zu entwickeln, die sowohl das Parken als auch das Laden von Elektrofahrzeugen vereinfacht.
Projektziele
Das mit ca. 1,6 Mio. Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte iLaPark-Projekt gliedert sich in mehrere Aufgaben. Vorrangig sollen drei Ziele erreicht werden:
- Verbesserte Nutzung der Elektromobilität im urbanen Raum durch Ladeinfrastruktur in Parkhäusern und optimierter Auslastung des bestehenden Netzes;
- App- und Plattform-basierte Digitalisierung der Mobilität im öffentlichen und individuellen Bereich;
- Übersicht der Möglichkeiten aktiver Verkehrssteuerung sowie von Vorschlägen zur Integration dieser in strategische Planungsprozesse.
Geleitet wird das Projekt von valantic Software & Technology Innovations, weitere Partner sind EDAG Engineering, Hubject, Intilion, das Research Lab for Urban Transport (ReLUT) und das House of Energy. Umgesetzt werden die entwickelten Lösungen im Rahmen des Projektes in etwa zehn Parkhäusern der Parkhaus-Betriebsgesellschaft m.b.H. (PBG), dem größten Parkraumbetreiber in Frankfurt am Main.
Digitales Parken und Laden
Parkhausbetreiber brauchen eine Möglichkeit, die Parkplatzsuche zu vereinfachen und die Attraktivität ihrer Häuser dadurch zu verbessern. Nachfrage-orientiertes Pricing auf der einen Seite, aber eine höhere Transparenz der Kosten für die Autofahrer auf der anderen Seite gehören ebenfalls dazu. Zugleich gilt es, den Verkehr so zu lenken, dass die Kapazitäten sowohl beim Parken wie beim Laden optimal genutzt werden und Autofahrer nicht an einem Standort im Stau stehen, während andernorts Leere herrscht.
Für Nutzer steht die Smartphone-App im Zentrum, über die Stellplätze und Ladepunkte abgefragt und gegebenenfalls auch reserviert werden können. Zudem kann per Smartphone ein vereinfachter Zugang und sogar kontaktloses Bezahlen realisiert werden.
Hohen Optimierungsbedarf haben auch die Betreiber von Ladesäulen, denn angesichts schwacher Stromnetze in den bestehenden Immobilien müssen in der Regel zusätzliche Batteriespeicher nachfragestarke Zeiten abpuffern. Doch auch deren Kapazitäten sind begrenzt, so dass eine bessere Verteilung auf verschiedene Standorte dazu beiträgt, die Versorgungsfähigkeit dauerhaft aufrecht zu erhalten.
Die Aufgaben von EDAG
Innerhalb des Gesamtprojektes hat EDAG Engineering verschiedene Aufgaben übernommen. Der Fokus liegt auf dem Arbeitspaket „Park-Plattform“, für das EDAG Engineering hauptverantwortlich ist. Im Rahmen der Anforderungsanalyse und Konzeptionierung wurden unter anderem geeignete Personas erarbeitet, die später bei der Analyse und Validierung von Geschäftsmodell und Vermarktungspotenzial eine Rolle spielen. Zu den eigentlichen Digitalisierungskomponenten zählen:
- Das MobilityHubOS: Eine Art „Betriebssystem“ für Parkhäuser der Zukunft. Diese Daten- und Bezahlplattform als Rückgrat ermöglicht das Zusammenspiel unterschiedlichster Parkhaus-Services, wie E-Charging, Automated Valet Parking (AVP), Micromobility und einiges mehr. Sie liefert auch die Grundlagen für Analyse, Vergleich und Implementierung eines App-basierten Paymentflows, ein KI-basiertes Pricing und umfasst darüber hinaus die Entwicklung einer eigenen Backend-to-Backend-API.
- Das Online-Admin-Dashboard: Dieses Frontend wird im Rahmen des Projektes als Web-Applikation realisiert, das ein spezifisches Rechte- und Rollenmanagement sowie spezifische Charging-Funktionen umfasst.
- Die Infrastruktur: Digitalisierung der Ein- und Ausfahrtskontrolle durch DSGVO-konforme Kennzeichenerkennung und Schranken(fern)steuerung.
Das Ziel ist es, die gesamte User Journey digital abzubilden und für die Parkhaus-Betreiber zugänglich zu machen, um so die bestehenden Services zu optimieren und neue Business Cases entwickeln zu können.
Für Nutzer steht die Smartphone-App im Zentrum, über die Stellplätze und Ladepunkte abgefragt und reserviert werden können. Zudem kann per Smartphone ein vereinfachter Zugang und sogar kontaktloses Bezahlen realisiert werden.
Solche Entwicklungen sind Teil des EDAG-Portfolios Mobility und Connected Services. Hier versteht man Mobilität als Ökosystem, das mehr als nur die Fahrzeuge umfasst. Dazu befasst man sich daher mit der Digitalisierung und Vernetzung aller Beteiligten sowie der Entwicklung neuer Verkehrsangebote und fahrzeugnaher Services, darunter eben auch dem digitalen Parken. Dabei setzt EDAG einerseits auf standardisierte IT-Entwicklungsprozesse, andererseits auf agile Methoden, jeweils passend zum Produktentstehungsprozess (PEP) des Kunden.
Die Kompetenzen von EDAG umfassen dabei sowohl das IT-Management, die IT-Entwicklung als auch Automotive IT, inklusive der Programmierung von Apps für iOS- und Android-Geräte, von Web- und Desktop-Anwendungen sowie die Backend-Entwicklung bzw. das Software-Development und IT-Operations (Dev-Ops).
So geht es weiter
Die Ergebnisse werden ab September 2023 vorgestellt. Einzelne Module sind bereits durch EDAG abgeleitet und können durch die App „trive.park“ in weiteren Parkhäusern in Deutschland genutzt werden. Wer Interesse hat, kann sich auf der iLaPark-Website für den Pilotbetrieb in Frankfurt/Main registrieren.
Fragen von Kommunen und Parkhausbetreibern beantwortet Alexander Süssemilch als Portfolio Manager Mobility & Connected Services bei der EDAG Group. Er kann Ihnen weitere Details über Ziele und den aktuellen Stand des Projektes beantworten. Weitere Einblicke bietet zudem das Whitepaper „Intelligentes Laden von E-Fahrzeugen in Parkhäusern“, das Sie durch Klick auf nachfolgenden Banner kostenlos herunterladen können.